Mit 16 Jahren schien mir die Wahrheit das Wichtigste zu sein, deshalb beschloss ich, Journalistin zu werden. Ich wollte eine „objektive Journalistin” sein, aber dann wurde mir klar, dass alles, was geschieht, immer subjektiv ist. Ich lernte die Standards des Journalismus kennen, darunter Schnelligkeit, Genauigkeit der Informationsvermittlung, Vollständigkeit und so weiter. Aber der Krieg gibt dem Journalismus einen starken Impuls, und man muss nach neuen Formen und Methoden suchen und Hunderte oder sogar Tausende von Geschichten in extrem kurzer Zeit bearbeiten. Dabei ist es wichtig, dass man selbst nicht zusammenbricht.
Seit 2014 sind „Menschen im Krieg” mein Hauptthema. Mich interessieren nicht so sehr die Waffen, ihre zerstörerische Kraft, die Folgen von Einschlägen und Treffern, sondern die Menschen, die sich entschieden haben, ihr Land zu verteidigen. Und auch Kinder aus zerstörten Schulen. Ältere Menschen aus zerbombten Häusern. Ärzt:innen mit einzigartigen Erfahrungen. Soldat:innen, die aus der Gefangenschaft zurückkehren. Angehörige der Getöteten. Verwundete, die neu lernen müssen zu leben. Binnenvertriebene. Es ist sehr schwer, Held:innen zu filmen und dann diese Aufnahmen in Artikeln zum Gedenken an die Gefallenen zu sehen. Es ist immer eine emotionale Belastung, Verwundete zu filmen.