Als ich damals davon träumte, Journalistin zu werden, wusste ich, dass ich etwas Wichtiges tun will: über die Rechte von Minderheiten schreiben, bei der Rettung von Tieren und beim Adaptationsprozess mithelfen und Bedingungen für „Gleichberechtigung” schaffen. Die Invasion Russlands 2014 zeigte, wie mangelhaft der Tierschutz in der Ukraine war – sowohl was die Suche nach einem Zuhause für Tiere anging als auch den Schutz ihrer Rechte. Um dies zu ändern, müssen Journalist:innen, Tierschützer:innen, Strafverfolgungs- und lokale Behörden eine klare Haltung einnehmen, die für viele von ihnen oft unangenehm ist. Natürlich ist das jetzt nicht an der Zeit, aber ich bin überzeugt, dass Verantwortung zu übernehmen einer der wichtigsten Werte eines zivilisierten europäischen Landes ist, und den müssen wir in uns pflegen.
Heute müssen die Tiere jedoch erst einmal in den Hintergrund treten. Deshalb sind Reportagen aus den befreiten Städten und Dörfern, Interviews mit Betroffenen und Artikel zum Gedenken an die Opfer der wichtigste Schwerpunkt meiner Arbeit. Schon allein deshalb, weil wir nicht vergessen dürfen, was die Besatzer mit unserem Leben gemacht haben.
Ich dachte immer, dass Interviews und Reportagen meine Stärken sind. Ich genoss es wirklich, über soziale, bewegende Themen zu schreiben, die die Gesellschaft verändern könnten. Mit dem Beginn der Vollinvasion wurde jedoch klar, dass der Journalismus nicht mehr die “vierte Gewalt” in der Welt ist, sondern einer Macht weichen musste, die von Brutalität geprägt ist. Als ich meine ersten Reportagen aus den zerstörten Städten machte und die Tränen der Menschen sah, die ihre eigenen Kinder begraben hatten, war das eine Prüfung meiner Belastbarkeit: Entweder würde ich alles überwinden und weiterarbeiten können, oder ich würde einmal zusammenbrechen und damit meine Karriere als Kriegsreporterin beenden.