Kooperation mit Alina
Damit die Folter und die Misshandlungen, alle Getöteten – nicht nur Kinder und Zivilist:innen – nicht vergeben werden. Und vor allem: die Erinnerung an die Handlungen unserer Verteidiger:innen zu bewahren, die die Zerstörung der Ukraine sowohl 2014 als auch 2022 verhinderten und bis heute nicht zulassen. Das ist unsere Erinnerung, unsere Kraft und unser Glaube, die wir nicht vergessen dürfen.
Die härtesten Reportagen sind für mich nach wie vor die Interviews mit Menschen, die russische Folter erleben mussten, wie zum Beispiel das Interview mit einer Frau aus Mariupol, die eine Woche lang von russischen Besatzern vergewaltigt und bedroht wurde, dass sie dasselbe mit ihrer kleinen Schwester machen würden.

Aber ich gewöhnte mich daran. Am meisten helfen mir dabei meine Multitasking-Fähigkeiten und die journalistischen Standards, an die ich mich unbeirrt halte. Sonst hätte ich viele aufsehenerregende Artikel veröffentlicht, die das Sicherheitsgefühl von Menschen hätten verletzen können, die sich trauten, über ein schwieriges und sensibles Thema zu sprechen.
Dorf Velyka Novosilka (Region Donezk) nach einem russischen Raketenangriff Foto: Alina Yevych
Als ich damals davon träumte, Journalistin zu werden, wusste ich, dass ich etwas Wichtiges tun will: über die Rechte von Minderheiten schreiben, bei der Rettung von Tieren und beim Adaptationsprozess mithelfen und Bedingungen für „Gleichberechtigung” schaffen. Die Invasion Russlands 2014 zeigte, wie mangelhaft der Tierschutz in der Ukraine war – sowohl was die Suche nach einem Zuhause für Tiere anging als auch den Schutz ihrer Rechte. Um dies zu ändern, müssen Journalist:innen, Tierschützer:innen, Strafverfolgungs- und lokale Behörden eine klare Haltung einnehmen, die für viele von ihnen oft unangenehm ist. Natürlich ist das jetzt nicht an der Zeit, aber ich bin überzeugt, dass Verantwortung zu übernehmen einer der wichtigsten Werte eines zivilisierten europäischen Landes ist, und den müssen wir in uns pflegen.

Heute müssen die Tiere jedoch erst einmal in den Hintergrund treten. Deshalb sind Reportagen aus den befreiten Städten und Dörfern, Interviews mit Betroffenen und Artikel zum Gedenken an die Opfer der wichtigste Schwerpunkt meiner Arbeit. Schon allein deshalb, weil wir nicht vergessen dürfen, was die Besatzer mit unserem Leben gemacht haben.

Ich dachte immer, dass Interviews und Reportagen meine Stärken sind. Ich genoss es wirklich, über soziale, bewegende Themen zu schreiben, die die Gesellschaft verändern könnten. Mit dem Beginn der Vollinvasion wurde jedoch klar, dass der Journalismus nicht mehr die “vierte Gewalt” in der Welt ist, sondern einer Macht weichen musste, die von Brutalität geprägt ist. Als ich meine ersten Reportagen aus den zerstörten Städten machte und die Tränen der Menschen sah, die ihre eigenen Kinder begraben hatten, war das eine Prüfung meiner Belastbarkeit: Entweder würde ich alles überwinden und weiterarbeiten können, oder ich würde einmal zusammenbrechen und damit meine Karriere als Kriegsreporterin beenden.
Trotz aller Schwierigkeiten möchte ich alles in meiner Macht Stehende tun, damit die Ukrainer:innen und die Welt die Verbrechen der russischen Besatzer:innen nicht vergessen.
Einziger
Artikel
Ich will die Einstellung der Gesellschaft gegenüber Tieren ändern, illegale Zucht und Misshandlung von Tieren bekämpfen. Aber jetzt, mit dem Beginn der Vollinvasion, hat sich die Situation nur noch verschärft – über eine Million Katzen und Hunde wurden im Krieg zurückgelassen oder sind vor ihren Besitzer:innen geflohen, während ganze Arten aufgrund der Umweltkrise aussterben. Aber solange der Krieg in der Ukraine andauert, schenkt niemand diesem Problem Beachtung. Deshalb arbeite ich als Kriegsreporterin: um das Ende des Krieges zu beschleunigen und endlich den Tieren helfen zu können, die Hilfe brauchen.
Unabhängige Reporterin und Fotografin. Alina lebt und arbeitet in zwei Städten: Charkiw (100 km von der Frontlinie entfernt) und Pokrowsk (20 km von der Frontlinie entfernt). Sie arbeitet für das unabhängige Medienunternehmen “Vchasno” (deutsch: Rechtzeitig) und berichtet direkt von der Frontlinie.
Alina
Yevych